Idea 41, 2006, Seite 18
Warum ich an Schöpfung glaube
Ein Naturwissenschaftler begründet seinen Glauben

Unter Evolutionsbiologen besteht oft Übereinstimmung, dass die unvorstellbar komplizierten Lebewesen so aussehen, als ob sie ein Konstrukteur entworfen habe: „Das funktionelle Design von Organismen scheint für die Existenz eines Designers zu sprechen“ (Francisco Ayala). Auch Michael Ruse schreibt, dass „Lebewesen genau so aussehen, als ob sie hergestellt, als ob sie von einer Intelligenz geschaffen worden wären“ und selbst der bekennende Atheist Richard Dawkins sieht: „Das Ausmaß an komplexem Design der Lebewesen schreit nach einer Erklärung.“ Wer die Schönheit einer Orchidee oder die Farbenpracht eines Eisvogels wahrnimmt, wird von tiefem Staunen ergriffen. Ich glaube, dass die offensichtliche Eleganz und deutlich erkennbare „Geplantheit“ der Lebewesen zum Schöpfer weist (Röm. 1,20).

Warum glauben das die meisten Biologen nicht? Die Antwort heißt Evolution - das Design der Lebewesen sei eben nur scheinbar, in Wirklichkeit könne die Darwin’sche Theorie der natürlichen Auslese die erstaunliche Zweckmäßigkeit der Lebewesen problemlos erklären. Diese Behauptung widerspricht aber einer ganzen Reihe von biologischen Fakten. Einerseits können Evolutionsbiologen bei der Erforschung der Mikroevolution (darunter versteht man z.B. die Bildung neuer Arten) großartige Erfolge vorweisen. Andererseits war die Evolutionstheorie auf der Suche nach dem Mechanismus von Makroevolution trotz jahrzehntelanger, intensiver Forschung bisher nicht erfolgreich. Unter Makroevolution versteht man etwa den Ursprung des Lebens, die Entstehung der Baupläne des Lebens oder der biomolekularen Mikromaschinen der Zelle. Biochemische und molekularbiologische Daten zeigen, dass die Entstehung biologischer Information durch Makroevolution heute rätselhafter ist als je zuvor. Wir wissen auch 150 Jahre nach Darwin noch nicht, wie das Leben entstanden ist, wir haben nicht einmal eine glaubwürdige Spekulation (siehe z.B. Trevors & Abel 2004; Junker & Scherer 2006).

Wenn ich mit meiner Kritik recht habe: Müsste dann nicht jedermann an Schöpfung glauben? Zwar kommen durch wissenschaftlich begründete Zweifel an der Evolutionstheorie immer wieder Menschen ins Nachdenken. Auch bekennen sich einige wenige Evolutionsbiologen zum  Glauben an Gott. Allerdings sind die meisten meiner naturalistisch eingestellten Kollegen davon überzeugt, dass künftige Forschung doch noch zu einer Lösung der Probleme führen werde. Nun, wir werden weiter forschen, dann wird sich zeigen, ob das zutrifft.

Einige Biologen schließen aber die Wirkung Gottes in der Welt kategorisch und ohne wissenschaftliche Begründung ganz aus. Stellvertretend sei der international renommierte Biologe Richard Lewontin genannt, der fordert: “Wir können keinen göttlichen Fuß in der Tür zulassen.“ Die eigentliche Frage heißt hier nicht mehr „Evolution – ja oder nein?“, sondern: „Gott – ja oder nein?“ Es geht hier um eine absolut gesetzte materialistische Weltanschauung, nicht um Naturwissenschaft.

Die Naturwissenschaft schließt Gott nicht aus, im Gegenteil. Aber ich glaube nicht in erster Linie an Schöpfung, weil für mich das Leben auf den Schöpfer hinweist, schon gar nicht deshalb, weil die Evolutionstheorie zentrale Fragen nicht beantwortet. Selbst die besten naturwissenschaftlichen Argumente können Gott nicht beweisen, können den Glauben nicht wirklich begründen. Ich glaube an Schöpfung, weil ich dem zentralen Zeugnis des Neuen Testaments vertraue: Der Schöpfer ist Mensch geworden, hat durch sein Wort gewaltige Natur-Wunder gewirkt, wurde hingerichtet und ist von den Toten auferstanden. Wenn das wahr ist, dann kann ich auch glauben, dass die Welt durch das geheimnisvolle, der naturwissenschaftlichen Analyse verborgene Allmachtswort Gottes ins Dasein gerufen wurde (Hebr. 11,3).

Junker R, Scherer S (2006) Evolution – ein kritisches Lehrbuch. Gießen. Seiten 98-130.

Rammerstorfer M (2006) Nur eine Illusion? Biologie und Design. Tectum. (Quelle der genannten Zitate)

Trevors JT, Abel DL (2004) Chance and necessity do not explain the origin of life. Cell Biology International 28,729-739.

(in IDEA erschien eine aus Platzgründen leicht gekürzte Version)

(c) by Siegfried Scherer